So werden Lowrider in Österreich legal.

Die tanzenden Autos waren die Stars in den Rap-Videos der Neunzigerjahre. In Österreich sind die verrückten Hydraulikvehikel bis heute nicht für den Straßenverkehr zugelassen. Doch es gibt eine Alternative.

Lowrider – das sind Autos, die beim Fahren fast auf dem Asphalt schleifen und dank Hydraulikfahrwerk wild auf und ab hüpfen können. Es ist wie bei einer Parade. Man(n) zeigt, sein Auto, versucht Mädchen damit zu beeindrucken und Rivalen mit dem coolen Wagen auszustechen.

Mitte der Neunzigerjahre glorifizierten Rapper wie Dr. Dre, Ice Cube oder Snoop Dogg in ihrem Musikvideos solche Wägen. Seit damals hat diese Bauart in den USA Tradition. Hierzulande hat sich Christian Müller auf diese Autos spezialisiert. Im Interview erklärt der 43-Jährige Wiener, wie er zum Tuning-Trend gekommen ist, was auf Österreichs Straßen erlaubt ist und welche Alternativen es gibt.

„Die Presse“: Was genau sind eigentlich Lowrider?

Christian Müller: Lowrider sind Fahrzeuge, deren Serienfahrwerk durch ein Hydraulikfahrwerk ersetzt wurde. Dadurch kann das Fahrzeug durch individuelle Ansteuerung der Räder und starke Hydraulikpumpen verschiedene Bewegungen durchführen und sogar zum Hüpfen gebracht werden. Es ist sogar möglich, das alle vier Räder dabei in der Luft sind. Es gibt unterschiedliche Typen, vom sogenannten „Dancer“ der etwa auf drei Rädern eine Straße entlang fahren kann bis zum „Radical“ ohne Motor um besonders hoch hüpfen zu können.

So werden Lowrider in Österreich legal.

In Europa sind diese Fahrzeuge eher selten, wie bist du dazu gekommen?

Mein Interesse für individuelle Fahrzeuge hat eigentlich mit der Restauration und dem Umbau eines VW Käfer vor ungefähr 25 Jahren begonnen. Erst später begeisterte mich der Tuning-Trend aus den USA. Mein erster Lowrider-Umbau war ein fahrtauglicher originaler VW Golf 1 GTi, der auch in zahlreichen Shows auftrat. Im zweiten Fahrzeug, einem Mercedes Strich8, flossen dann die gemachten Erfahrungen zur Verbesserung ein. Das Fahrzeug trat in Rap-Musikvideos und Werbefilmen – etwa für den Kinofilm „Need for Speed“ – auf. Damals entstand auch der Name zu meiner Website Lowrider.at, 2006 gründete ich mein KFZ-Unternehmen.


Du bist der erste offizielle Händler für AirLift Fahrwerke in Österreich. Wie kommt man von Hydraulikfahrwerken auf Luftfahrwerke?

Leider lassen sich Hydraulikfahrwerke bis heute in Österreich nicht genehmigen und sind im Straßenverkehr nicht zugelassen. Bei Luftfahrwerken erschienen mir die Chancen für eine Legalisierung höher, da diese bereits in anderen europäischen Staaten zugelassen waren und auch in Serien-Fahrzeugen der Premiumklasse verbaut wurden.


Sind Luftfahrwerke in Österreich legal?

Ja! Im Jahr 2015 konnte ich in Zusammenarbeit mit Rechtsexperten, Kfz-Technikern und der Hilfe des TÜV-Österreich die erste legale Eintragung eines Luftfahrwerks erreichen. Was früher nur für Sonderfahrzeuge wie etwa Krankentransporter oder Spezialfahrzeuge der Polizei galt kann nun in jeden Fahrzeugtyp vom Oldtimer bis hin zum Sportwagen eingebaut und genehmigt werden.

So werden Lowrider in Österreich legal.


Wie schwierig ist es heute ein Luftfahrwerk eintragen zu lassen?

Im Grunde ist mittlerweile Routine eingekehrt, trotz Erlass wird jedoch von jeder Prüfstelle etwas differenziert eingetragen. In Vorarlberg und Tirol ist es am schwierigsten durchzusetzen, gefolgt von Kärnten und Steiermark. Der Erlass wird leider von jeder Landesregierung anders interpretiert und umgesetzt.


Was sind die Vorteile von Luftfahrwerken?

Sie erhöhen den Fahrkomfort und die Sicherheit im Alltagsbetrieb. Wer kennt nicht das Problem steiler Garageneinfahrten oder Auffahrten, die den Wert eines Fahrzeuges durch Beschädigungen am Unterboden schlagartig reduzieren können. Mich wundert es nicht, dass auch in Großstädten SUVs immer beliebter werden, die den Asphaltdschungel in dieser Hinsicht perfekt meistern können. Mit einem Luftfahrwerk sind all diese Hindernisse kein Problem mehr.


Mit welchen Preisen muss man bei der Nachrüstung eines Luftfahrwerkes rechnen?

Für Einsteiger biete ich neben dem teureren AirLift-Systemen die preiswerteren Luftfahrwerke des deutschen Anbieters TA-Technix an.  Hier beginnen die Preise für komplette Einsteigersets bei knapp 1900€ für das Material. Im Luxussegment und bei individuellen Anfertigungen, die wir bei uns im Haus durchführen können, ist der Preis und die technische Ausstattung nach oben hin offen.


Wie sieht es eigentlich mit der Sicherheit der Luftfahrwerke aus. Was kann bei einem Defekt passieren?

Bei einem Ausfall der Luftbefüllung halten unsere Anlagen grundsätzlich den Betriebsdruck zumindest über mehrere Tag., Außerdem verfügen die Lufttanks über Notbefüllungsventile, die an jeder Tankstelle oder mit einem Kompressor Pannenkit, die heute schon viele Fahrzeuge ohne Reservereifen serienmäßig an Bord haben, befüllt werden können. Sollte ein Luftbalg der Federung Druck verlieren sorgt der in Österreich vorgeschriebene Notlauf für die Freigängigkeit der Räder und das Fahrzeug kann mit bis zu 50 km/h im Notlauf in die nächste Werkstätte gefahren werden. Derartige Ausfälle kommen aber bei gut eingebauten und gewarteten Luftfahrwerken so gut wie nie vor.